Polit-Selbsttest

Für uns Menschen interessant ist bisweilen der Unterschied (oder wahlweise die Übereinstimmung) zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Freunde oder Fremde haben nämlich nicht selten eine ganz andere Wahrnehmung der eigenen Person, der eigenen Ziele und Handlungen als man selbst. Das hat natürlich auch mit ganz spezifischen Denk- und Wahrnehmungsmustern (oder Erwartungshaltungen) des Gegenüber zu tun. Das betrifft ganz private Begebenheiten, aber z.B. auch politische Einstellungen.

Zu letzteren habe ich z.B. mal vor einiger Zeit einen Test über den Wahl-O-Mat zur Weimarer Republik gemacht. Ein Freund, mit dem ich mich gelegentlich über politische Gegenwartsfragen streite, kam dort zum gleichen Resultat wie ich. Wir hätten beide „Deutsche Demokratische Partei“ (DDP) gewählt, also linksliberal.

Natürlich sind solche Rückschauen eigentlich Humbug. Denn da wählt jemand eine Wahl der Vergangenheit aus der Situation und dem Bewusstsein der Gegenwart. Es ist wie die Frage danach, was man selbst in dieser oder jener historischen Situation getan hätte. Wir können dazu nur spekulieren oder uns heute selbst darstellen. Aber wir wissen es nicht, denn eine solche Entscheidung hängt von vielen ganz konkreten, selbst erlebten Faktoren ab.

Somit zur Gegenwart. Ein Bekannter schickte mir Links zu einigen Polit-Selbsttests. Dort beantwortet man eine Reihe von Fragen und wird danach dann „klassifiziert“. Ich ging mit der Frage daran, ob die dortigen Ergebnisse der Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung Dritter entsprechen. Könnte es gar sein, dass ich als Radikalster der Radikalen einen Eintrag im Guiness-Buch der Rekorde erhielte ?, fragte ich mich scherzhaft.

Das vorausschickend war mir klar, dass ich nicht als bedingungsloser „Vielfalt“-Anhänger klassifiziert würde. Seit vielen Jahren betrachte ich ja die letztlich desintegrierende Entwicklung der real existierenden „multikulturellen Gesellschaft“ mit kritischer Sorge. Zudem kommt eine patriotische Grundeinstellung, die bei einigen großen Geistern heutzutage bereits ausreicht, einen als Teil der Macht des Bösen zu klassifizieren. Das alles ist bekannt.

Das Ergebnis überraschte mich insofern dennoch. Ich bin laut diesen Tests weit „linker“ und „liberaler“, als selbst ich es gedacht hatte. Schauen wir mal in die Ergebnisse.

Your Political Compass

(Auf dem Grafikschema werde ich im linkslibertären Viertel eingeordnet)

Polittest Claus Politik. The political compass. Politische Einordnung Claus

9 Axes

(Abgesehen von der Tatsache, dass ich Assimilation einer zu starken „multikulturellen“ Desintegration vorziehe, sagen alle Ergebnisse entweder „Neutral“ oder „Moderate/Gemäßigt“. Sogar ein „Moderater Pazifist“ kommt heraus, was mich aber gar nicht überrascht.)

Polittest Claus 9axes Claus

8 values

(Dort bin ich „Centrist“. Also ein Mann der Mitte.)

Polittest Claus Politik. 8 values. index, Politische Einordnung Claus

politicaltest.net

(Dort werde ich in einer seltsam marxistisch klingenden Sprache als „bourgeoiser Patriot“ bezeichnet. Das Ergebnis hangelt sich ansonsten stark entlang der Mittellinie ohne große Ausschläge nach links oder rechts.)

Polittest Clausb

Bemerkenswert am letzten Ergebnis ist der Zusatz: „80 Prozent sind extremistischer als Sie.“ Das heißt, von fünf Leuten in einem Raum wäre ich statistisch betrachtet der am wenigsten zu Extremismus neigende.

Nicht schlecht für jemanden, der mal vor vielen Jahren in einem Halbjahresbericht des bayerischen Verfassungsschutzes kurz erwähnt wurde, ohne irgendetwas extremistisches getan zu haben. Das öffnete mir damals übrigens die Augen, was der Verfassungsschutz eigentlich ist, wem er wirklich dient und wie er arbeitet. Aber das ist ein anderes Thema.

Und nicht schlecht für jemanden, den irgendwelche linken Schreiberlinge bei Bedarf gerne mal schnell als „radikal“ oder „extremistisch“ bezeichnen. Aber ich wusste es ja eigentlich auch schon lange vor den Polittests. Ich mit vier von diesen Leuten in einem Raum, und ich war mir bereits zuvor sicher, wo die „Extremisten“ sitzen und wo nicht.

Bloß, mit dem Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde wird es auf diese Weise nichts.